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Kulturschichten
Neue Forschungen zur Venus-Fundstelle
in Willendorf
1993 wurde von einem Forschungsteam aus Brüssel und Wien
ein Profil in der
Böschung beim heutigen Venusdenkmal
in Willendorf freigelegt
und mit archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden (Paläobotanik und
Holzartenbestimmung, Sedimentologie und Bodenkunde, Paläontologie und
Malakologie) analysiert.
Während man bei den früheren Ausgrabungen das Hauptaugenmerk fast nur auf Stein-
und Knochengeräte, Schmuckstücke und Kunstgegenstände usw. richtete, ist man
heute bemüht, ein komplexes Bild der Umweltbedingungen und der Lebensumstände
des damaligen Menschen zu erstellen. Aus vielfältigen Analysen kann man auf
Strategien zur Jagd, Nahrungs- und Rohstoffbeschaffung, auf Fähigkeiten im
kulturellen und sozialen Bereich und vieles mehr schließen. Untersuchungen an
verkohlten Holz- und Pflanzenresten, Gehäusen von Schnecken, Tierknochen usw.
können wichtige Hinweise zur Rekonstruktion des Klimas und der Umweltbedingungen
liefern.
Nach neuesten Datierungen der neun Kulturschichten der Fundstelle II hat sich
der Mensch in einem Zeitraum vor Carina. 42.000 bis 24.000 Jahren immer wieder
in der Gegend von Willendorf aufgehalten. Kulturchronologisch gehören die
unteren Schichten (KS 2-4) dem Aurignacien, die oberen (KS 5-9) dem
Gravettien
an. Die tiefste Schichte (KS 1) enthielt keine aussagekräftiges Fundmaterial.
Zur Veranschaulichung dient ein Lackprofil mit Erläuterungen und einer
graphischen Umsetzung dieses Befundes
Das altsteinzeitliche Geschehen in Willendorf hat sich in der letzten Kaltzeit
(für Mitteleuropa generell als Würm bezeichnet) innerhalb eines Wechselspiels
von warmen bis zu extrem kalten Klimaperioden abgespielt.
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Die im Profil mit Einheit D (ca. 42.000 – 39.500 BP)
bezeichneten Sedimente entstanden in einem gemäßigten, milden und feuchten
Klima. Dieses Klimaereignis wird zumindest für den mittleren Donauraum als
Willendorf Interstadial bezeichnet.
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Die darauf folgende Sedimenteinheit C (ca. 39 / 38.000 –
28.560 BP) zeigt eine Abfolgen von Löss- und Bleichhorizonten, die teils extreme
Kälteperioden mit Permafrost etc. anzeigen. Dazwischen sind drei braune
Humushorizonte (C8, C4 und C2 bzw. Kulturschichten 3-5) eingeschlossen, die auf
ein wärmeres Klima hindeuten und als Schwallenbach Interstadial (39.000 – 38.000
Jahre BP), Schwallenbach Ineterstadial II (ca. 32.000 Jahre BP) und
Schwallenbach Interstadial III (ca. 30.500 Jahre BP) bezeichnet werden. In
dieser letzten klimagünstigen Zeit fällt mit KS 5 auch das früheste Gravettien
in Willendorf.
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