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Die Venusstatuetten
Die so genannten Venusstatuetten des Gravettien sind etwa 20.000 bis
26.000 Jahre alt. Die meist realistisch dargestellten, nackten Frauengestalten
aus Stein, Ton oder Elfenbein sind von Frankreich über Italien, Mittel- und
Osteuropa bis nach Russland verbreitet.
Charakteristisch sind die Betonung der Geschlechtsmerkmale, das Fehlen der Füße
und des Gesichtes sowie die meist nur winzigen Arme. Trotz der sehr
unterschiedlichen individuellen Ausführungen unterliegen sie alle dem gleichen
geometrischen Prinzip; man kann den Figuren mit erstaunlicher Genauigkeit eine
Raute einschreiben. Die längere Diagonale berührt Kopf- und Fußende, die kürzere
die Außenseite der Hüften. Sie ist sogleich Durchmesser eines Kreises, der
Brust- und Beckenbereich erfasst.
Einzelne Geschlechtmerkmale verbinden Statuetten aus Westeuropa mit den
osteuropäischen Exemplaren, wie man an der hochgezogenen Schulterpartie der
Venus von Lespugue und der Venus von Kostienki erkennen kann.
Die Venus von Willendorf weist auffallend viele Gemeinsamkeiten mit den
osteuropäischen Statuetten auf. Die Frauenfiguren des Gravettien können daher
als Ausdruck einer Vorstellungswelt angesehen werden, die über ganz Europa
verbreitet war. Sie sind keine portraithaften Darstellungen, sondern eher eine
sinnbildliche Verkörperung der Idee der Fruchtbarkeit. Einige der Statuetten
könnte man als Wunschbilder interpretieren, die durch ihre Leibesfülle den
sichtbaren Beweis für ausreichende Nahrung und Jagdglück symbolisieren.
Nach der Art der Darstellung kann man dicke und hoch gewachsene, schlankere
Figuren unterscheiden. Neben den gesichtslosen Statuetten kennt man auch
modellierte Gesichter wie die Frauenköpfe aus Brassempouy in Frankreich und
Unterwisternitz in Mähren.
Die bisher gefundenen Statuetten stammen durchwegs von dauerhaften
Siedlungsplätzen. Aufgrund der fehlenden Füßen wird angenommen, dass sie in den
Boden gesteckt wurden. Welchen Platz sie innerhalb der Behausung eingenommen
haben, ist von vielen nicht belegt. Einige Exemplare sind in kleinen Gruben
niedergelegt gefunden worden. Über ihren Stellenwert im Denken der eiszeitlichen
Jäger und Sammler können wir lediglich Vermutungen anstellen.
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