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Figuralkunst - Kleinplastiken Von Frankreich bis Russland (auch in Sibirien) fand man rund 100 mehr oder minder vollständige Figuren dieser Art. Sie variieren im Aussehen, aber besitzen bestimmte typologische und stilistische Gemeinsamkeiten: nackt, aufrechte Haltung, fallen oft durch Leibesfülle auf. Zusammengepresste Beine entsprechen Zapfen, um eventuell in den Behausungen in den Lößboden oder in die Wände gesteckt werden zu können. Es stellt sich hierbei immer die Frage, ob diese Figuren ein Symbol der Fruchtbarkeit seien. Eine Antwort muss jedoch dahingestellt werden, denn ihr Hintergrund liegt in der religiöskultischen Vorstellungswelt der paläolithischen Jäger und kann mittels unserer heutigen Einstellung nicht gedeutet werden. Eines ist jedoch klar, dass mit der Figuralkunst die Absicht verfolgt wird, bestimmte sichtbare Erscheinungen in abbildenden Formdarstellungen festzuhalten. Sie stellen Teile der erlebten, flukturierenden Wirklichkeit dar, die aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst wurden und in einer neuen Weise zu Dasein und Beständigkeit gelangten. Ebenso wie die Sprache hatten die Menschen des Paläolithikums ein Erleben ihrer selbst und eine Kenntnis ihrer Mitmenschen und ihrer Umwelt. Sie beobachteten Tiere in ihrer Unterschiedlichkeit, haben diese als Jagdwild erlegt und als gefährliche Raubtiere gefürchtet, ohne sich jedoch zu einer bildlichen Darstellung von Menschen und Tieren gedrängt zu fühlen. Lediglich eine Hypothese und keinen Lösungsversuch stellt die Annahme dar, dass am Ende des Mittelpaläolithikums in Westeuropa eine Population, die sich rassisch durch die Sapiensform, kulturell durch einen Gerätebestand jungpaläolithischer Art und den Besitz der Kunst ausgezeichnet hätte, in den Bereich der Neandertaler (eine Mittelpaläolithkultur ohne Figuralkunst) von irgendwoher eingewandert sei. Es sollte zumindest vorstellbar sein, dass beide Entwicklungsprozesse, das Kunstbewusstsein zu Beginn des Jungpaläolithikums und die Herauskristallisierung einer speziellen somatischen Menschenform (Homo sapiens), miteinander zusammenhängen. Dieses Kunstverständnis setzt eine geistige Neuformierung voraus, welche sich in einer bestimmten Stufe innerhalb einer logischen Psychoevolution verkörpert. Im Laufe dieser Entwicklung durchwirkte das Innewerden des Ichs und das Erleben der Umwelt als eines Gegenübers mehr und mehr die menschlichen Lebensformen und muss als das eigentliche Bedeutsame der paläolithischen Urzeit gewertet werden. Zeugnisse früherer Kulturerscheinungen sind: Geräteherstellung, Feuernutzung und -beherrschung, In Besitz nehmen der Höhlen, Bemalen und Schmücken des menschlichen Körpers und gewisser Gegenstände, Figuralkunst, bis hin zu abstrakten Kunstornamenten. Figuralkunst beschreibt den Ausdruck eines Entwicklungsschrittes im Zuge urmenschlicher Bewusstseinsentfaltung. Aufschlüsse über Motive sind nur sehr schwer oder überhaupt nicht erfassbar. Manche sind von künstlerischer Qualität, andere lassen vermuten, zu den alltäglichen Tätigkeiten des Paläolithikers zu gehören. Prinzipiell können es nur religiöse Vorstellungen und Anliegen gewesen sein die zu dieser bildlichen Fixierung von Erlebtem geführt haben.
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